Mindener Museum

Laborausstellung „Die Schlacht bei Minden 1759 – Fakten, Fiktionen, Forschungen"

  • Kampagne

Die Schlacht bei Minden gilt als zentrales Ereignis des Siebenjährigen Krieges in Westfalen. Ein einschneidendes Kapitel für die Stadtgeschichte, das jetzt, gut 250 Jahre später, in einer museumspädagogischen Laborausstellung vertieft wird.

Nicht allein das historische Schlachtgeschehen, sondern auch die museale Arbeit und die vielfältigen wissenschaftlichen Zugänge zum Thema werden den Besucher:innen durch verschiedene Zugangsebenen und das aktive Einbinden in die Ausstellung vermittelt.

Die verschiedenen Bereiche entwickelten wir gemeinsam mit Museumsleiter Philipp Koch und seinem Team im Rahmen mehrerer Konzeptmeetings und Workshops – eine bewährte Zusammenarbeit, die auf einem großen Vertrauensverhältnis beider Seiten basiert.  

Historisches Thema modern aufbereitet

Im Hebewerk-Boden können Erkenntnisse zum Schlachtgeschehen und Zusammenhänge zur Schlacht gesammelt werden. Die Themeninseln entwickelten wir aus Modulen, die Texte und Exponate zur Schlacht enthalten. Ein spannender Aspekt, der dabei deutlich wird: Die historischen Objekte – wie Karten, Gemälde oder Schusswaffen – bedürfen aus konservatorischer und restauratorischer Sicht verschiedener Umgehensarten: Wann wird ein Ausstellungsgegenstand restauriert? Und welche Stücke werden so belassen, da sie sonst Schaden nehmen würden? Je nach Art, Größe und Anzahl der Exponate sind die Module entsprechend des Platzbedarfs aufgebaut und enthalten neben Vitrinen und Schubladenelementen zusätzliche Touch-Screen-Monitore zur digitalen Vertiefung. So können die Module nach Bedarf wie ein Setzkasten zusammenstellt und bei neuen Erkenntnissen aktualisiert werden.

Das Forscherlabor im Struckmeyer-Zimmer ermöglicht ein spielerisches Nachempfinden musealer Forscherarbeit und gibt Ein- und Ausblicke in historische Zusammenhänge. Das eigenständige Forschen wird an den Werkstatttischen ermöglicht – jeweils zu den Aspekten Kartografie, Propaganda, Ikonografie, Archäologie, Restaurierung und Rezeptionsgeschichte. So zeigt die Ausstellung nicht nur ein spannendes Stück Mindener Stadtgeschichte, sondern agiert gleichzeitig auch als außerschulischer Lernort für Groß und Klein. Mit auffälligen, animierenden Grün-Gelb-Tönen hebt sich dieser Bereich deutlich von der warmen Farbwelt im Hebewerk-Boden ab. Den wissenschaftlichen Charakter des schlicht weißen Schaudepots betonten wir durch Farbakzente in kühlem Türkisblau, wodurch sich die Forscherebene eindeutig von der Informationsebene unterscheiden lässt.

Durch die Zweiteilung der Ausstellung entsteht ein Wechselspiel zwischen forschendem Agieren an den Werkstatttischen oder den Hands-On-Modulen im Struckmeyer-Zimmer und der Suche nach Information an den Themeninseln im Hebewerk-Boden. Um Forscherebenen sowohl im Ausstellungsraum als auch im Labor leicht auffindbar und die Forscherthemen differenzierbar zu machen, entwickelten wir für jedes Themenfeld Piktogramme.

„Es war sehr spannend, die pädagogischen Inhalte visuell aufzubereiten, damit sie zum Mitmachen animieren. Wie gelingt ein moderner Zugang, um einen wissenschaftlichen Blick auf die Exponate werfen zu können? Und wie bekommt man beide Ebenen, die Informations- und Forscherebene, miteinander verbunden? Das hat aus grafischer Sicht viel Spaß gemacht“, erklärt Designerin Asja Beckmann.

Ein wahrer Raumzauber: So funktioniert Ausstellung im Dachgeschoss

Sechs Häuser aus dem 16. Jahrhundert im Stil der Westrenaissance: Das Mindener Museum zählt zu den traditionsreichsten westfälischen Museen. Ein historischer Ort mit besonderen Räumen, die uns bei der Ausstellungsentwicklung vor eine architektonische Herausforderung stellten. Tiefe Dachschrägen, Holzbalkenkonstruktionen und ein fest installiertes Hebewerk: Gegebenheiten, die für eine spezielle Ausgangssituation sorgten, im Zusammenspiel mit der zugeschnittenen Ausstellung aber zu einer überraschenden Wirkung führten. „Das Vorher-Nachher-Ergebnis hat auch mich total beeindruckt, denn die Räume wirken jetzt sogar größer als im leeren Zustand. Wir haben die Dachschrägen komplett ausgenutzt. Alles, was eigentlich toter Raum ist, haben wir bespielt. Dadurch sind die Laufwege gleich geblieben. Die Besucher:innen haben viel Bewegungsfreiheit, obwohl wir wirklich viele Exponate untergebracht haben. Das modulare System hat sich als sehr dankbar erwiesen“, freut sich Projektleiterin Ulrike Rosemeier.

Fake News – eine lange Tradition

Falschinformationen sind nicht nur heute ein Thema, sondern wurden auch schon damals angewandt – zu Vorteilen der eigenen Partei, indem beispielsweise Karten verfälscht und für die eigene Seite verschönt wurden. Welche Bedeutung hat das für die museale Arbeit?

Hinterfragen, was zur Geschichte gezeigt wird: Neue Forschungsmethoden und -erkenntnisse können dazu führen, dass Inhalte und Darstellungen bei historischen Ausstellungen revidiert und erneuert werden müssen. So zum Beispiel auch im Fall des Zinnfiguren-Dioramas – früher das Highlight im Heimatmuseum in Minden. Heute ist bekannt, dass die Darstellung kein Abbild des tatsächlichen historischen Geschehens ist. Das Diorama ist somit heute selbst ein Stück Zeitgeschichte, da es belegt, wie frühere Generationen die Schlacht musealisiert haben. Ein neuer Platz in der Wittekammer – nicht zugänglich für Besucher:innen – und eine neue Konstruktion, bestehend aus verschiedenen Ebenen, binden das beliebte Exponat neu in die Ausstellung ein.

Modern aufbereitet: Ein Röhrenexponat zeigt Zinnfiguren-Truppen in verschiedenen Konstellationen und Aufstellungen, die an der Schlacht bei Minden beteiligt waren. Kurze Erklärungstexte geben Aufschluss über die dargestellten Szenen.

Zusammenhänge der Schlacht filmisch erklärt 

Warum kam es 1759 zur Schlacht bei Minden? Wer war daran beteiligt? Und wie sah das Kriegsende aus? Der Einführungsfilm im Hebewerk-Boden vermittelt den Besucher:innen die historischen Grundlagen zum Siebenjährigen Krieg und den Schlachtablauf – aufbereitet für die breite Masse. „Das komplexe Schlachtgeschehen verständlich zu vermitteln und visuell schlüssig zu lösen, war schon etwas kniffelig. Viele Ereignisse fanden parallel statt. So musste für den Film zunächst eine sinnvolle Reihenfolge gefunden werden. Und dann ging es vor allem auch darum, passendes Kartenmaterial für die sehr spezifischen Zeitabläufe zu finden. Das war gar nicht so einfach. Mit einer ausführlichen Recherche ließ sich aber auch das sehr gut lösen“, erzählt Designerin Stefanie Kischel. Die Entwicklung von Storyboard und Filmlayout waren spannende Aufgabe, die uns bei der Ausstellungsentwicklung in verschiedenen Bereichen begleiteten. Wer neugierig ist und etwas über die Schlacht bei Minden erfahren möchte, kann hier schon einen Blick in den Einführungsfilm werfen. 

 

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