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Bildung und Forschung

Neue Ausstellung: Historische Seekarten und Globalisierung

15. Juli 2020

Noch wird im Haus der Wissenschaft in Bremen hinter verschlossenen Türen ausgepackt, zusammengebaut und umhergerückt, aber schon in wenigen Tagen dürfen Besucher*innen sie erkunden: die neue Ausstellung „KARTEN WISSEN MEER. Globalisierung vom Wasser aus“. 

Auch wenn alles gründlich geplant und vorbereitet wurde – die Aufregung kurz vor der Eröffnung der neuen Ausstellung im Haus der Wissenschaft ist bei den Kolleg*innen deutlich spürbar. „Es ist einfach immer etwas ganz Besonderes, wenn die wochenlange Teamarbeit schließlich in die Öffentlichkeit getragen und durch die Brille der Besucher*innen betrachtet wird“, sagt GfG-Designerin Marthe Trottnow. Sie und ihr Team sind für die Ausstellungsgestaltung verantwortlich, das heißt, vor allem für die Konzeption und grafische Gestaltung von Texttafeln, Mitmachstationen und Besucher*innen-Orientierung. Aktuell entwickeln sie außerdem noch zwei Medienstationen, die die Ausstellung zu einem späteren Zeitpunkt ergänzen werden.

Seekarten präg(t)en unsere Wahrnehmung der Welt und der Meere

Im Fokus der Ausstellung stehen See- und andere Meereskarten aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Karten wie die hier ausgestellten Exemplare waren eine praktische Voraussetzung für die ab Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Verdichtung globaler Verflechtungen über die Meere: „Als Navigationsinstrumente ermöglichten Seekarten effiziente und sichere Schifffahrt und begünstigten die Entstehung globaler Verknüpfungen über die Meere“, erklärt Dr. Frederic Theis, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM). „Zudem haben maritime Karten unsere Vorstellung von Globalität sowie unseren Blick auf die Erde und ihre Ozeane nachhaltig mitgeprägt.“

Dr. Theis arbeitet in einem Forschungsprojekt zu historischen Seekarten, das gemeinsam von Wissenschaftler*innen des DSM, der Uni Bremen und des Forschungszentrums Gotha/Sammlung Perthes getragen wird und die Grundlagen für die Ausstellung liefert. Als Quellenmaterial dient der Fundus des DSM mit mehr als 3.000 See- und Meereskarten sowie die rund 11.500 historische Karten umfassende Sammlung Perthes in Gotha – eine Hinterlassenschaft aus dem bedeutenden Kartenverlag Perthes. Die Ausstellung wird zunächst in Bremen im Haus der Wissenschaft gezeigt, danach wandert sie ins DSM nach Bremerhaven und schließlich nach Gotha weiter.

Die Karten aus verschiedenen Perspektiven (neu) entdecken

Die Ausstellung präsentiert die Reproduktionen ausgewählter Seekarten. Außerdem erfahren Besucher*innen mehr darüber, wer die Karten in welcher Form genutzt hat und aus welcher Motivation heraus. „Für uns als Gestaltende ist dabei besonders interessant, dass schon damals bei der Erstellung der Karten sehr genau berücksichtigt wurde, wie die Menschen sie nutzen“, sagt Marthe Trottnow. „Heute nennen wir das UX-Design.“ So wurde beispielsweise daran gedacht, dass Karten für die Reise handlich verpackt werden mussten. Für das genüssliche Schmökern eines Atlanten am Kamin hingegen standen eher ästhetische Aspekte im Vordergrund. In der Ausstellung können die Besucher*innen die Seekarten aus verschiedenen Perspektiven (neu) entdecken. Was war wichtig im Kontor, auf dem Schiff oder im gemütlichen Lehnstuhl?

Antike Möbelstücke laden dazu ein, sich in die Entstehungszeit der Karten hineinzuversetzen

Für das atmosphärische Erleben hat das Team zudem antike Möbelstücke aus der Entstehungszeit der Karten in die Ausstellung integriert – sie laden dazu ein, sich in die Epoche hineinzuversetzen. Allerdings hätten die Möbel sie auch vor eine ganz schöne Herausforderung gestellt, gesteht Marthe Trottnow: „Die Ausstellung ist ja als Wanderausstellung konzipiert, das heißt, alles, was dazu gehört, müssen wir schonend und platzsparend transportieren können.“ Glücklicherweise hätte ihnen ein befreundeter Möbelhändler geholfen, genau die passenden Stücke für ihre Anforderungen zu finden.

Nun freut sich das Team, dass sich in ein paar Tagen endlich auch die Besucher*innen durch die mit viel Mühe und Liebe gestaltete Ausstellung bewegen und die Objekte erkunden können. Über die Mitmachstationen haben sie außerdem die Gelegenheit, sich spielerisch selbst im Kartenfalten und Navigieren zu versuchen und ihre eigenen Blickwinkel auf das Thema Globalisierung und Meer näher zu erforschen.

Die Ausstellung „KARTEN WISSEN MEER. Globalisierung vom Wasser aus“ wird am 17. Juli um 18 Uhr mit einem Begrüßungsvideo auf der Webseite des Hauses der Wissenschaft eröffnet.

Besucher*innen können die Ausstellung ab dem 20. Juli montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr erkunden.

Mehr Infos unter: https://www.hausderwissenschaft.de/Karten-Wissen-Meer.html


Über die Autorin

Ninja Hofmann leitet die Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit der GfG / Gruppe für Gestaltung. An ihrem Job mag sie besonders die guten Gespräche und dass sie immer wieder über den Tellerrand geschoben wird.