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Haben für die GfG die neuesten Design-Trends ausgekundschaftet: Ole Bergmann, Judith Kalicki, Hanna Marie Stier, Dustin Schröder und Vanessa Buschhorn (v.l.n.r.) auf der Dutch Design Week in Eindhoven.

Interview

Stimmen aus der GfG: #DutchDesignWeek

03. November 2022

Ziemlich euphorisch und angefixt sind die Kolleg:innen von der Dutch Design Week in Eindhoven zurückgekehrt. Wir wollten wissen, was genau so toll war.

Judith Kalicki, Designerin

Welche Design-Arbeit hat dich ganz besonders zum Staunen gebracht?
Eine interaktive Video-Installation, bei der die Besucher:innen eine Taschenlampe auf eine Küchen-Szenerie richten konnten. Im Schatten der Objekte ließen sich kleine überraschende Momente entdecken. Zum Beispiel ein Seifenspender, der einen anderen Seifenspender umarmt, oder eine Kaffeemaschine, die ihre Flügel ausstreckt und den Deckel einer Dose schließt. In der ganzen Vielfalt der Arbeiten auf der Messe hat mich diese kleine Installation so zum Lächeln gebracht. Sie war so schön und einfach und irgendwie auch sehr romantisch und verspielt – vielleicht, um uns zu zeigen, dass Objekte auch lebendig sind und wir sie mit etwas mehr Liebe behandeln sollten …?

Gibt es Eindrücke oder Erkenntnisse, die du künftig in deine Arbeit übersetzen möchtest?
Generell hat sich mir gezeigt, dass es hilft, wenn man sich auch mal von der Aufgabe oder dem Kundenauftrag befreit und ein Projekt aus einem größeren Blickwinkel betrachtet. Das ist im Tagesgeschäft manchmal schwierig, dennoch möchte ich den Sinn und Zweck der Aufträge mehr hinterfragen und überlegen, ob es nicht noch eine ganz andere Lösung gibt, die man bisher nicht bedacht hat.

Deine Lieblingsbegegnung während der Exkursion?
Mit einer Künstlerin habe ich mich über ihre Arbeit zum Thema „Jenseits“ unterhalten. Ihre These ist, dass die Vorstellung der Menschen vom Jenseits immer mit der aktuellen Zeit zu tun habe – mit dem, was die Menschen antreibt und mit den vorherrschenden Werten. Und da wir aktuell in einer Konsum-Gesellschaft lebten, in der sich alles um Kaufen, Geld und mehr und mehr drehe, interpretiert sie das Jenseits als einen Duty-Free-Shop, in dem man alles kaufen kann – ohne Limit sozusagen. Sehr ironisch und ernst zugleich, das hat mich zum Nachdenken gebracht.

„Get Set for …” – welche Botschaft steckt für dich im diesjährigen Veranstaltungsmotto?“
Ich interpretiere das Motto so: Umbruch, Krise(n), Vorbereitung auf das Unplanbare. Die Welt ist im Wandel und wir müssen uns mit ihr verändern. Im Wandel steckt auch immer eine Chance.

Dustin Schröder, Mediengestalter

Eindhoven gilt als fortschrittliche Stadt und Designhochburg – wie fühlt es sich an, dort unterwegs zu sein?
Die Stadt hat einen Charme, der direkt offensichtlich wird. Man hat wirklich das Gefühl, durch eine „Design-Stadt“ zu laufen. Die Architektur wirkt durch die großen kubischen Gebäude sehr vertraut, aber fast jedes Gebäude hat eine Besonderheit, die das Stadtbild davor bewahrt, so auszusehen wie jede andere Innenstadt auch.

Wenn du die Dutch Design Week 2022 mit einem Wort beschreiben müsstest – welches wäre das?
Reizüberflutung. Das hört sich aber negativer an, als es gemeint ist. Wir waren einfach konstant von Eindrücken umgeben, die auf alle Sinne einwirken.

„Get Set for …” – welche Botschaft steckt für dich im diesjährigen Veranstaltungsmotto?“
Ich habe das in meinem Kopf mit „Get Set for Change“ oder „Get Set for the Future“ vervollständigt. Auch wenn es schwierig ist, in der Fülle der Arbeiten einen roten Faden zu finden, lag ein deutlicher Fokus darauf, dass wir an vielen Stellen umdenken und nachhaltiger werden müssen: Farbpigmente aus Bakterienkulturen, Hängematten aus alten Fischernetzen, Bauklötze aus Restmüll. Auch die Kommunikationsdesigner:innen haben Missstände hervorgehoben – Fast Fashion etwa oder Arbeitsbedingungen in einer Apple-Fabrik. Immer wieder ging es darum, eine Diskussion über Veränderungen zu starten.

Welche Design-Arbeit hat dich ganz besonders zum Staunen gebracht?
Die Ausstellung der Dutch Design Academy als Ganzes. Dort haben Studierende aus verschiedensten Design-Bereichen ihre Abschlussarbeiten präsentiert mit vielen beeindruckenden Ideen und Umsetzungen. Die Studierenden waren selbst anwesend, und im Austausch mit ihnen haben ihre Arbeiten nochmal einen völlig neuen Kontext bekommen. Diese Gespräche waren mein absolutes Highlight.

Ole Bergmann, Designer

„Get Set for …“ – welche Botschaft steckt für dich im diesjährigen Veranstaltungsmotto?
Vorbereitung ist alles.

Wenn du die Dutch Design Week 2022 mit einem Wort beschreiben müsstest – welches wäre das?
Idee.

Welche Design-Arbeit hat dich ganz besonders zum Staunen gebracht?
Gar nicht so sehr ein einzelnes Projekt als vielmehr die Erkenntnis, wie sehr Design aktuelle Notwendigkeiten in Ideen verwandelt und Lösungen anbietet. Sei es als profanes Produkt oder globale Lösung oder eben alles dazwischen.

Gibt es Eindrücke oder Erkenntnisse, die du künftig in deine Arbeit übersetzen möchtest?
Weniger die Erkenntnis als die Bestätigung, welch wichtiger Bestandteil Design in Prozessen ist und wie alle etwas gemeinsam schaffen – basierend auf Ideen oder momentan vielmehr Notwendigkeiten.

Eindhoven gilt als fortschrittliche Stadt und Designhochburg – wie fühlt es sich an, dort unterwegs zu sein?
Für mich ist es genau das, was die Dutch Design Week ausmacht. Gar nicht so sehr einzelne Projekte oder Arbeiten, sondern das ganze Flair, die Menschen, die Stadt, die vielen Ausstellungsorte, die über ganz Eindhoven verteilt sind.

Deine Lieblingsbegegnung während der Exkursion?
Ehrlich gesagt, die Menschen aus der GfG, mit denen ich da war. Coronabedingt waren gemeinsame Ausflüge ja lange schwierig. Endlich die jüngeren Kolleg:innen besser oder überhaupt kennenzulernen und mit ihrem Blick über die Design Week zu gehen, das war eine tolle Erfahrung!

Vanessa Buschhorn, Praktikantin Media & Interaction Design

Wenn du die Dutch Design Week 2022 mit einem Wort beschreiben müsstest – welches wäre das?
Zukunft.

Welche Design-Arbeit hat dich ganz besonders zum Staunen gebracht?
Spontan fällt mir da die Arbeit „Shaped by Dust“ von der Material-Designerin Beatrice Maione ein. Sie hat Staub als Material ins Spotlight gerückt und ein richtiges Storytelling drumherum entwickelt, mit mehreren kleinen Stationen und einem Reinraum, in dem man mithilfe einer UV-Lampe Fakten über Staub lesen konnte. Das Ganze lässt sich schwer beschreiben, das muss man wahrscheinlich selbst erlebt haben.

„Get Set for …” – welche Botschaft steckt für dich im diesjährigen Veranstaltungsmotto?“
Es gab dieses Jahr viele Innovationen zum Thema Nachhaltigkeit oder zur Bewältigung von Krisen. Das hat für mich noch mal bestätigt, dass Design dafür da ist, Probleme zu lösen, und es kreative Köpfe braucht, um neue Lösungen zu finden. Manchmal erscheinen diese auf den ersten oder auch zweiten Blick vielleicht bizarr, aber sie führen zu einer besseren Zukunft.

Gibt es Eindrücke oder Erkenntnisse, die du künftig in deine Arbeit übersetzen möchtest?
Dass nichts unmöglich ist und man der eigenen Kreativität immer freien Lauf lassen sollte, auch wenn das für andere erstmal wirr erscheinen mag. Durch die vielen unterschiedlichen verwendeten Materialien fühle ich mich außerdem dazu inspiriert, künftig auch mal mit anderen Materialien zu arbeiten und noch mehr zu experimentieren.

Hanna Marie Stier, Auszubildende Mediengestalterin Print/Digital

„Get Set for …” – welche Botschaft steckt für dich im diesjährigen Veranstaltungsmotto?“
Die Bereitschaft, sich auf neue Alternativen und Lebensweisen einzulassen, die zu einer nachhaltigen und fortschrittlichen Zukunft beitragen.

Wenn du die Dutch Design Week 2022 mit einem Wort beschreiben müsstest – welches wäre das?
Reizüberflutung.

Welche Design-Arbeit hat dich ganz besonders zum Staunen gebracht?
Eine Solarlampe, die sich tagsüber mit Sonnenlicht auflädt und nach Einbruch der Dunkelheit das Sonnenlicht imitieren kann. Vor der Lampe habe ich mich total ruhig und wohlig gefühlt. Ich denke, dass sie einem sehr viel Stress nehmen kann, gerade an Tagen, an denen man nicht viel draußen ist.

Dein Lieblingsmoment während der Exkursion?
Die schöne Werkstatt und Schreinerei von Piet Hein Eek zu sehen. Und der Abend an der Bar – der DJ hat seeehr gute Musik aufgelegt.