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Wir trafen Rolf Specht, Gründer und Inhaber der Specht Gruppe, und Frauke Meyenberg, Leiterin der Unternehmenskommunikation, in der Firmenzentrale in der Bremer Überseestadt.

Interview

„Wir haben schon oft Dinge umgesetzt, von denen andere gesagt haben: Ne, das geht nicht“

27. September 2023

Beim Web-Relaunch für die Specht Gruppe gab es mal wieder viel zu lernen. Zum Glück waren die Auftraggeber:innen ausgesprochen auskunftsfreudig und haben klare Ziele – das war von unschätzbarem Wert für die Konzeption der Website. Und natürlich war es spannend herauszufinden, wie einer der ganz großen Player aus der Bremer Wirtschaft tickt. So spannend, dass wir Unternehmensgründer Rolf Specht und Kommunikationsleiterin Frauke Meyenberg zum Abschluss des Projekts nochmal zu einem Interview baten.

Die Specht Gruppe wird in der Presse gerne als „Pionier der Pflegeimmobilien“ oder „Pflege-Imperium“ beschrieben. Was genau macht Ihr Unternehmen?

Rolf Specht: Ein Schwerpunkt ist alles rund um das Thema Pflege im Alter, von ambulanter Pflege bis zu stationärer Pflege. Dazu gehören Residenzen für Ambient Assisted Living und Betreutes Wohnen. Ich teile unser Leben immer in Drittel ein: im ersten Drittel Schule und Ausbildung. Im zweiten Drittel eine Familie gründen und ein Zuhause aufbauen, und wenn man schlau ist auch schon für das Alter vorsorgen. Sodass man dann in dritten Drittel nicht mehr arbeiten muss und das Leben genießen kann. Für dieses dritte Drittel schaffen wir Lösungen und Angebote.

Sind das nicht Aufgaben, die beim Staat liegen sollten?

Rolf Specht: Ursprünglich ja, und früher hat der Staat das auch geregelt, aber das war eine andere Zeit: Es gab weniger alte Menschen, oft lebten mehrere Generationen unter einem Dach und es war üblich, dass man die Eltern oder Großeltern zuhause pflegte. Als das immer mehr wegbrach, war der Staat – und das sind ja eigentlich wir – überfordert. Zusammen mit drei Mitgesellschaftern hatte ich dann 1988 die Idee zu einer Einrichtung für Senioren, die nicht mehr allein leben und nicht von der Familie versorgt werden können. Wir überzeugten die Banken von dem Projekt und bauten in Bremen Arsten das Haus Rotbuche, heute immer noch eine Top-Residenz. Und dann hatten wir eine weitere bahnbrechende Idee, und daher wohl auch der „Pionier“-Begriff: Wir überlegten uns, die 60 Zimmer in dieser Residenz wie Eigentumswohnungen an Investoren zu verkaufen. Die Banken waren zögerlich, aber wir fanden 60 mutige Investoren. Sie sind dafür in den vergangenen 35 Jahren mit einer sehr guten Rendite belohnt worden. Und wir gingen ebenfalls mit einem kleinen Gewinn aus diesem Projekt hervor, mit dem wir in weitere solcher Vorhaben investieren konnten.

Von da an hat sich die Firma immer weiterentwickelt. Zuerst haben wir nur in Bremen und Niedersachsen gebaut, inzwischen sind wir bundesweit tätig, genau genommen sogar europaweit: Wir haben auch ein Projekt in der Toskana. 

Der Firmensitz der Specht Gruppe befindet sich im historischen Schuppen Eins im Europahafen. Grundstein für das Unternehmen war 1988 der Bau des Hauses Rotbuche in Bremen Arsten. Mit der Pflegeresidenz wurde ein neues Feld für Kapitalanlagen begründet: Pflegeimmobilien. Bis heute hat die Specht Gruppe mehr als 150 Bauvorhaben in diesem Bereich verwirklicht, aber auch Projekte wie Ärztehäuser, ein Hospiz und Kindergärten. Zum Unternehmen gehören aktuell zahlreiche Wohnanlagen für Senioren, die Reha-Klinik am Bremer Sendesaal, ein ambulanter Pflegedienst und mehrere Tagespflegeeinrichtungen.

Es wird ja öfter mal diskutiert, ob es ethisch vertretbar sei, dass mit Pflegeimmobilien Geld verdient wird. 

Rolf Specht: Dann kann ich genauso gut fragen: Darf der Arzt mit Krankheit Geld verdienen? Der Bedarf ist auch einfach so groß, diese Einrichtungen müssen gebaut und finanziert werden. Und als Wirtschaftsunternehmen zahlen wir Steuern, die dem Staat auch wieder zugutekommen. 

Frauke Meyenberg: Wir legen auch großen Wert darauf, die ursprünglichen Orte zu erhalten. Wie zum Beispiel bei der Seniorenresidenz Deutsche Eiche. Auf dem Grundstück in Syke stand früher ein Gasthof, da haben viele Menschen aus der Gegend Tanzen gelernt oder ihre Hochzeit gefeiert. Diese Fassade haben wir teilweise nachgebaut, mit einer großen Veranda im Fachwerk-Baustil davor. Wir haben sogar die alten Bilder wieder aufgehängt. Die Bewohner dieser Residenz können jetzt dort leben, wo sie früher getanzt und gefeiert haben. Hier sieht man, dass man eine Pflegeeinrichtung auch liebevoll und mit Feingefühl entwickeln kann, statt einfach einen Schuhkarton auf eine grüne Wiese zu stellen. 


„Es ist schon traurig, wenn man älter und krank wird. Wir versuchen, Heiterkeit in unsere Häuser zu bringen – durch Architektur, Ausstattung und Lage.“

Rolf Specht


Es gab in Ihrem Unternehmen schon früh die Erkenntnis, dass die Betreiberschaft der Pflegeimmobilien zum Geschäft dazugehört.

Rolf Specht: Wir waren von Anfang an auf beiden Seiten tätig: in der Projektentwicklung und Investition, und gleichzeitig auf der Betreiberseite. Auch damit waren wir früh dran. Als wir damals für die Residenz Rotbuche unsere erste Betreibergesellschaft gründeten und die Bewirtschaftung des Hauses übernahmen, waren wir in Bremen der einzige private Betreiber. 

„Andere denken nach, wir denken vor“ – den Spruch von Udo Lindenberg hat Rolf Specht zum Unternehmensmotto der Specht Gruppe gemacht.

Neues zu wagen, der Blick über den Tellerrand – das zieht sich bei Ihnen durch wie ein roter Faden.

Rolf Specht: Das stimmt. Wir haben noch viele andere spannende Dinge gebaut oder mitentwickelt. In Bremen zum Beispiel das Designhotel „ÜberFluss“ und den „Schuppen Eins“. Uns gehört auch das Metropol Theater, zusammen mit einem Partner..

Frauke Meyenberg: Ein weiteres Engagement für Bremen war die Rettung des Bremer Sendesaals. Das alte Gebäude-Ensemble stand zum Abriss und sollte einem Möbelhaus weichen. Wir überlegten, wie man das verhindern und diese Gebäude erhalten kann. Am Ende hatten wir die rettende Idee, dort eine stationäre Rehaklinik zu eröffnen – in Bremen gab es nämlich noch keine. Außerdem war das Gebäude sogar ursprünglich mal als Krankenhaus von den Alliierten direkt nach dem Zweiten Weltkrieg geplant worden. Wir sind also zum Ursprung zurückgegangen.

Rolf Specht: Ich finde es reizvoll, meine Stadt mitzugestalten und neue Dinge umzusetzen – immer nach dem Motto der Likörelle Udo Lindenbergs, die bei uns im Büro hängt: „Andere denken nach, wir denken vor“. Das ist, denke ich, oftmals das Entscheidende: vorausdenken.

Frauke Meyenberg: Ein zweites Motto unseres Unternehmens lautet: „Alle haben gesagt, es geht nicht. Einer hat’s nicht gewusst und es dann gemacht.“ Wir haben schon oft Dinge umgesetzt, von denen andere gesagt haben: Ne, das geht nicht, das ist schwierig, das bringt nichts.

Wieso klappt das dann bei Ihnen?

Rolf Specht: Gute Frage. Vielleicht weil wir uns ganzheitlich einsetzen für Projekte, die uns begeistern. Fleißig und kreativ sind, Ideen entwickeln, Partner suchen. Und eben auch die Verantwortung als Betreiber übernehmen.

Eingespieltes Team: Seit 15 Jahren arbeiten Frauke Meyenberg und Rolf Specht zusammen.

Für ihre Kommunikation bedeutet dieser ganzheitliche Ansatz, dass sie es mit sehr unterschiedlichen Zielgruppen zu tun haben.

Rolf Specht: Allerdings. Wir sprechen ein breites Publikum an. Da ist auf der einen Seite der Interessent für einen Pflegeplatz und auf der anderen Seite der Investor, der 100 Millionen investieren möchte. 

Frauke Meyenberg: Das war auch eine Kunst beim Relaunch der Website, dass wir diese sehr unterschiedlichen Zielgruppen über eine Plattform zu uns bringen. 

Spielt die digitale Kommunikation bei Ihnen eine große Rolle – läuft der Kontakt nicht eher über persönliche Gespräche?

Frauke Meyenberg: Zunächst mal ist die Website ja unsere Visitenkarte im Netz, und allein deshalb schon sehr wichtig. Und ich denke auch, so wie wir ticken – mit unserer Vielfalt, unseren vielen Angeboten –, ist sie unabdingbar. 

Rolf Specht: Sie erklärt sehr schnell, was wir alles machen, ohne dass der Kunde den Überblick verliert. Dafür bekommen wir viele Komplimente von Kunden. Sie gucken häufig vor einem persönlichen Gesprächstermin ins Internet. Dort finden sie jetzt alles einfach und überschaubar dargestellt und wissen dann schon ziemlich genau, was wir machen und bieten.


„Wir sind so breit aufgestellt, da müssen wir in der Außendarstellung flexibel bleiben.“

Frauke Meyenberg


Welche wichtigen Neuerungen gibt es auf der Website noch?

Frauke Meyenberg: Sie ist stark modular aufgebaut, damit wir für alle Eventualitäten gerüstet sind. Das war uns bei der Neukonzeption besonders wichtig, weil wir so breit aufgestellt sind und zum Teil noch gar nicht absehbar ist, wohin sich die Baubranche, der Wohnungsmarkt, die Gesellschaft und somit auch wir uns in Zukunft vielleicht noch bewegen. Da müssen wir in der Außendarstellung flexibel bleiben, um die passenden Angebote darstellen zu können.

Ein aktuelles Projekt der Specht Gruppe: das Areal der Rickmers Reismühle in direkter Weserlage. Dort wird in den kommenden Jahren ein neues Bremer Quartier entstehen. Das historische Rickmers-Verwaltungsgebäude wird zur neuen Firmenzentrale der Specht Gruppe umgestaltet.

Apropos Zukunft: Welche Themen kommen da auf uns zu?

Frauke Meyenberg: Aktuell ist Brinkum ein großes Thema, da bauen wir den Ortskern neu. Es entsteht eine Pflegeeinrichtung, aber auch Gewerbeeinheiten, Arztpraxen und Wohnungen – ein weiterer großer Meilenstein in der Unternehmensgeschichte, über den wir natürlich auf der Website kommunizieren. Und dann wird uns künftig auch das Projekt auf dem ehemaligen Gelände der Rickmers Reismühle stärker beschäftigen. An diesem Ort, der eine ganz besondere Lage und Ausstrahlung hat, planen wir ein modernes Wohnquartier – das verspricht spannend zu werden! Nicht zuletzt gibt es immer wieder neue, interessante Konzepte für das Leben im dritten Drittel sowie die Möglichkeit, in seniorengerechte Immobilien zu investieren.

Mehr dazu auf der neuen Website der Specht Gruppe: www.spechtgruppe.de