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Interview

Auf iD-Expedition mit dem Europäischen Hansemuseum Lübeck

08. November 2022

Let's go, London Town! Mit dem Europäischen Hansemuseum (EHM) konzipierten wir anhand der iD-Expedition eine Interimslösung für den Ausstellungsraum „London“. Diese gewährt den Besucher:innen Sneak Peeks in die kommende Inszenierung des Raums. Marthe Trottnow und Nadine Ahlers (GfG) sowie Julia Lauer und Sören Affeldt (EHM) verraten, was sie alles am Workshoptag erlebt haben. 

Liebe Marthe, zu Beginn: Was steckt hinter der iD-Expedition?

Marthe (GfG): Die iD-Expedition besteht aus sechs Phasen und fußt methodisch auf verschiedenen Frameworks: Design Thinking, UX-Design, klassische Leitbildentwicklung und eine Reihe von Methoden, die in unseren Workshops schon lange Verwendung finden – und sie ist kompatibel mit der HOAS, der Honorarordnung für Ausstellungsgestaltung. So ist ein skalierbarer Prozess entstanden. Die Expedition kann innerhalb eines Tages durchgeführt werden, wie zum Beispiel in diesem Fall, ist aber auch auf Projekte anwendbar, bei denen man mehr in die Tiefe gehen muss.

Was ist wichtig für solch einen Workshop?

Marthe (GfG): Die Vorbereitung ist das A und O. Denn wir drücken nicht einfach auf einen Knopf und dann geht die bunte Kreativmaschine an, die am Ende das fertige Produkt ausspuckt – aber es kann sich tatsächlich ein wenig so anfühlen, wenn alles gut vorbereitet wurde. Das heißt, vor dem Workshop müssen einige Hausaufgaben erledigt werden. Dafür haben wir zum Beispiel Vermittlungsziele, Inhalte, No Gos, Must Haves und auch Bestandselemente abgefragt, wie etwa Technik, Mobiliar, Objekte, Personal und Skills im Haus sowie deren Zeitkapazität. Auf der Basis konnten wir dann direkt anfangen zu arbeiten.
 

Das Projektteam für die Interimslösung (v. l. n. r.): Julia Lauer: Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin für die Inszenierung London und Teilprojektleiterin für die Interimslösung (EHM), Nadine Ahlers: Konzepterin und Projektleiterin für die Bereiche Szenografie, Innenarchitektur und Orientierungssysteme (GfG), Sören Affeldt: Leitung Kommunikation (EHM), Marthe Trottnow: Konzepterin, Designerin und Mitentwicklerin der iD-Expedition (GfG)

Wie hat sich die Zusammenarbeit gestaltet?

Sören (EHM): Julia und ich wurden direkt von Beginn an mitgenommen. Dazu beigetragen haben unter anderem die gute Moderation und der methodensichere Umgang. So konnte zum Beispiel flexibel auf unterschiedliche Situationen reagiert werden. Und Abläufe konnten bei Bedarf leicht angepasst werden. Das hat den kreativen Prozess noch mehr gefördert.

Nadine (GfG): Jede:r hat aus ihrem oder seinem Fachbereich Ideen eingebracht, mal verstärkt mit Blick auf die Inhalte, mal mit Blick auf den Raum. Das war sehr bereichernd für den gesamten Prozess.

Marthe (GfG): Interdisziplinarität als Innovationstreiber – so kann man es glaube ich gut zusammenfassen. Als interdisziplinares Team konnten wir Neues schaffen. Das funktioniert auch dann besonders gut, wenn man der Expertise der anderen Personen vertrauen kann. Daneben müssen natürlich auch alle für solch einen intensiven Workshop bereit sein und die gesamte Zeit mitziehen – das hat sehr gut geklappt.

„Wenn man währenddessen erneut merkt, dass das, woran man jahrelang gearbeitet hat, wirklich gut funktioniert und einen Wert hat, ist das ein schöner Moment.“

Marthe Trottnow

In der iD-Werkstatt habt ihr euch ordentlich ausgetobt?

Julia (EHM): Für kreative Prozesse ist es immer gut, rauszukommen. Und die Werkstatt ist natürlich perfekt dafür. Deswegen haben Marthe und Nadine uns eingeladen, vorbeizukommen. Dort konnten wir den Kopf frei kriegen und die Tafeln ordentlich bespielen.

Was ist das Geheimnis für einen erfolgreichen Workshop?

Marthe (GfG): Wichtig war, dass alle mit einem frischen Kopf zusammenkommen und Lust darauf haben, ergebnisoffen zu arbeiten und sich auf den Prozess einzulassen. Daneben ist es sehr hilfreich, wenn Leute mit Entscheidungsbefugnis dabei sind. So ist die Freigabe im Grunde genommen implizit.

Julia (EHM): Ein so intensiver Workshop war für Sören und mich neu. Das Vorhaben der Interimslösung sollte in seinem Umfang schlank und einfach gehalten sein. Deswegen war ein sehr effizientes Vorgehen notwendig. Und daraus ist etwas sehr Schönes entstanden. Durch die phasenweise Vorgehensweise konnten wir uns richtig hineinfallen lassen und zunächst auch etwas herumspinnen – in Anführungszeichen – bis man am Ende zu einem konkreten Ergebnis gekommen ist.
 

Heiße Phasen zum Ende hin. Was steckt dahinter? 

Marthe (GfG): Die letzten Phasen sind super wichtig. Dort bringt man das Projekt wirklich auf die Schiene. Nach so einem intensiven Tag ist das natürlich besonders anstrengend. Alle müssen sich noch mal konzentrieren. Und vorher müssen auch alle aushalten können, dass bis kurz vor Ende noch nichts Konkretes steht, nichts Greifbares. Das ist für Gestaltende immer wieder eine besondere Herausforderung.

Dem Prozess vertrauen. Wie erging es euch damit?

Sören (EHM): Das eigentliche Ergebnis hatten wir tatsächlich erst sehr spät. Und trotzdem erfüllt es allen Vorgaben und Wünschen. Es war eine sehr spannende Arbeitsweise – gerade auch für die Ausstellungsgestaltung. So ist es möglich, einen Raum aus vielen Perspektiven zu betrachten.  

Nadine (GfG): Für mich war der Prozess sehr spannend – als Mensch, der sehr räumlich und gestaltend denkt und der unterbewusst von Anfang versucht, alles in eine Form zu gießen. Denn das tatsächliche Bild haben wir erst zum Schluss generiert. Zur Hilfe hatten wir aber einen kleinen Wandbereich, den sogenannten Ideenparkplatz, bei dem wir zum Beispiel Blitzideen als Gedankenstütze für später platzieren konnten.

Julia (EHM): Ich bin auf jeden Fall zufrieden nach Hause gefahren. Ich hatte das Gefühl, dass wir sehr produktiv waren, denn am Ende hatten wir wirklich etwas in der Hand. Wir sind offen an die Themen und Phasen herangegangen und haben alles transparent miteinander besprochen und bearbeitet, sodass am Ende ein tolles Ergebnis entstanden ist.

Das Gespräch führte Simone Cordes.


Über die Interviewerin:

Simone Cordes ist Redakteurin und Social-Media-Managerin bei der GfG / Gruppe für Gestaltung.