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Bildung und Forschung

„Denn sie wissen, was sie tun“: Ein Transferkonzept macht Schule

27. Juni 2023

Mit dem Forschungsprojekt „Schnittstellen gestalten“ hat sich die Universität Bremen neben 70 weiteren Institutionen an der bundesweiten „Qualitätsoffensive Lehrer:innenbildung“ beteiligt. Nach acht Jahren Entwicklungsarbeit sollen die Ergebnisse jetzt den Weg in den Arbeitsalltag von Lehrenden finden und sie motivieren, die Ergebnisse anzuwenden und weiterzudenken.

Dass auf lange Sicht etwas davon bleiben soll, war von Beginn an der Anspruch, mit dem das Projekt „Schnittstellen gestalten – Lehrerbildung entlang des Leitbildes des Reflective Practitioner an der Universität Bremen“ gestartet ist. „In den vergangenen Jahren haben wir viel Wissen generiert, mit dem sich die Ausbildung von Lehrer:innen in entscheidenden Bereichen verbessern lässt“, sagt Sabine Doff von der Uni Bremen, die das Forschungsprojekt leitet. „Wir können nicht damit zufrieden sein, dass wir das Projekt gemacht haben. Diese Ergebnisse müssen auch genutzt werden. Darum wollten wir auch keinen klassischen Abschlussbericht, sondern eine Vermittlungsidee, die idealerweise jetzige und zukünftige Lehrende begeistert.“

„Wir können nicht damit zufrieden sein,
dass wir das Projekt gemacht haben.“

Prof. Dr. Sabine Doff, Leiterin des Forschungsprojekts „Schnittstellen gestalten“

„Für uns war diese Haltung eine großartige Vorlage, um gemeinsam eine Kommunikationsidee zu entwickeln“, berichtet Hanke Homburg. „Das Ergebnis ist für eine solches Forschungsprojekt sehr ungewöhnlich, aber alle sind überzeugt davon, dass diese Formate und das Storytelling langfristig etwas bewirken können.“

Die Formate: kurz, knackig und begeisternd

Die Formate hat das GfG-Team im engen Austausch mit den Forschenden entworfen. „Wir hatten es bei der Entwicklung des Transferkonzepts mit insgesamt sechs Teilprojekten zu tun, die zu unterschiedlichen Schwerpunkten geforscht haben“, erzählt Stefanie Baudis. „Sie alle konnten wir davon überzeugen, dass ihre Ergebnisse nicht an Bedeutung verlieren, wenn wir diese viel komprimierter und emotionalisierender als gewohnt darstellen.“

Denn, so das Ergebnis: Statt eines Abschlussberichts gibt es eine kurze „Impulsschrift“ mit vielen Verlinkungen auf die Projektwebsite. Kurze Videotrailer führen in die Themen ein, dahinter findet die Wissensvertiefung statt. Begleitet wird dies durch verschiedene Social-Media-Aktivitäten, die sich direkt an die Zielgruppen wenden.

Der Transfer: Purpose-getrieben

Neben kurzen und knackigen Inhalten setzt das Transferkonzept auf Purpose. Alle Formate enthalten eine sehr klare Haltung zu den Fragen: Warum? Wie? und Was?. Dass ein solches Mission Statement für das Projekt gelungen ist, macht die GfGler:innen besonders froh. „Es ist immer eine Herausforderung, den Sinn des eigenen Handelns pointiert zu formulieren“, weiß Hanke. „Und so müssen natürlich auch Forschende diese Frage beantworten, wenn sie andere inspirieren wollen.“

„Forschende müssen die Frage nach dem Purpose beantworten, wenn sie andere inspirieren wollen.“

Hanke Homburg, GfG-Geschäftsführer

Diese Haltung findet sich auch im Titel der Impulsschrift wieder: Denn sie wissen, was sie tun. Reflective Practitioner machen Schule. Die Idee dazu hatte Sabine Doff: „Ich habe nach einem Titel gesucht, der im Kern die Haltung beschreibt, die wir durch sämtliche Projektaktivitäten bei unseren Lehramtsstudierenden ausbilden wollen“. Eine Idee, für die Hanke und sein Team direkt Feuer und Flamme waren: „Dieser Titel ist mutig, er sticht heraus und er lässt die Frage nach dem Purpose direkt anklingen.“

Die Impulsschrift: anwendungsbezogen

Damit die Forschungsergebnisse andere zum Tun animieren, hätten sie zudem großen Wert darauf gelegt, dass insbesondere die Impulsschrift wie eine Toolbox aufbereitet ist. „Zum Beispiel haben wir Checklisten integriert, anhand derer die Leser:innen die vorgestellten Methoden für ihren eigenen Alltag übernehmen können“, so Stefanie. „Wir wollten ihnen etwas an die Hand geben, mit dem sie direkt loslegen können.“

„Wir wollten den Leser:innen etwas an die Hand geben, mit dem sie direkt loslegen können.“

Stefanie Baudis, Projektleiterin

Ein weiteres Special des Transferskonzepts stellt Dorthe Meinhardt vor: „Wir haben Personas entwickelt und illustriert, um eine Brücke zu den Nutzer:innen zu bauen.“ Das Forschungsprojekt arbeitet mit dem Leitbild des Reflective Practitioner – einer Lehrkraft also, die dazu fähig ist, das eigene Handeln zu überdenken und dabei auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden zurückgreifen kann. „Dieses Leitbild haben wir anschlussfähig gemacht, in dem wir dem Reflective Practitioner mit verschiedenen Personas eine Identität verliehen haben.“

„Mit Personas bauen wir eine Brücke zu den Nutzer:innen.“

Dorthe Meinhardt, Designerin

Die von GfG-Illustratorin Anika Falke zum Leben erweckten Personas holen das Leitbild des Reflective Practitioner aus der Theorie heraus und machen es für Nutzer:innen anschlussfähig.

Auch die Personas waren eine Idee, für die die GfG zunächst Überzeugungsarbeit leisten musste. „Der Einsatz von Personas ist in der Wissenschaftskommunikation noch nicht üblich“, so die Erfahrung von Hanke. „Da mussten wir also erstmal veranschaulichen, was sie für den Transfer der Ergebnisse bewirken können. Am Ende – und das ist das wirklich Tolle an diesem Projekt – haben sich unsere Partner:innen aber hier wie bei den anderen Punkten auch aus ihrer Komfortzone herausgewagt. Das Ergebnis ist ein Transferkonzept, mit dem wir die Forschungsergebnisse kommunikativ so transformieren, dass man die Nutzer:innen damit wirklich begeistern und ihnen einen praxistauglichen Baukasten an die Hand geben kann.”


Über die Autorin

Ninja Hofmann leitet die Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit der GfG / Gruppe für Gestaltung. An ihrem Job mag sie besonders die guten Gespräche und dass sie immer wieder über den Tellerrand geschoben wird.