Blick in den Messebereich der FOCUS: MUSEUM im historischen Paulikloster in Brandenburg an der Havel.

05. Mai 2023

Sabrina Alber / 4 Botschaften von der FOCUS 2023

Auch in diesem Jahr trafen sich auf der Fachtagung FOCUS: MUSEUM in Brandenburg Museumsfachleute und Ausstellungsexpert:innen und diskutierten über aktuelle Trends in ihrer Branche. Sabrina Alber war für die GfG vor Ort. Hier schildert sie, welche Eindrücke und Botschaften ihr besonders im Gedächtnis geblieben sind.



Über die Autorin

Sabrina Alber ist Historikerin und Museumswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Ausstellungsgestaltung. Sie arbeitet u. a. zu der Frage, wie Gamification und Storytelling die Lust am Lernen steigern und so etwa im Ausstellungskontext Menschen aktivieren können. 

 

Museen brauchen Mut

Museen sind „schwerfällige Schlachtschiffe“, so Prof. Dr. Gerhard Kilger, freier Künstler, Museumsberater und ehemaliger DASA-Direktor, in seinem Vortrag Quo vadis Szenografie? Eine Kampfansage? Das Museum ist thematisch sicher mit politischer Relevanz geladen und trotzdem steht immer wieder die Frage im Raum: Brauchen wir das Museum? Die Antwort auf der FOCUS ist ein brennendes: Ja!

Aber: Um den Funken überspringen zu lassen, ist „Mut“ gefordert – ein Begriff, der mir als zentrale Botschaft im Gedächtnis geblieben ist. Mut – sowohl von Seiten der Museen als auch der Szenograf:innen – auf aktuelle Themen schnell zu reagieren und mit Ausstellungen zu überraschen.

„Übermut“ braucht es nach Otto Steiner, Ausstellungs- und Erlebnisgestalter, als leitende Herangehensweise an neue Projekte. „Und den unbedingten Willen, das Beste zu machen.“ Den tosenden Applaus, den diese Inspiration erhält, werde ich in Erinnerung behalten.

Wie digital darf es sein?

Diese Frage, die unter anderem der Experte für Museumstechnik Sören Jacobshagen in seinem Vortrag stellt, scheint die Szenografie- genau wie die Museumswelt zu scheiden. Großformatige Projektionen als immersive Erlebnisse oder das historische Original im White Cube? Wie viel medialem Gegenlicht hält die Aura des Originals stand?

Eine konkrete Antwort habe ich für mich nicht mitgenommen, aber das Bewusstsein: Die Zukunft wartet nicht auf das Museum.

Erlebnis als Gemeinschaftsaufgabe

Besuchende erwarten das Faszinierende. Ob sie es vorfinden, entscheiden sie bei Betreten eines Raumes in 0,2 Sekunden, so Prof. Dr. Gerhard Kilger. Wird etwas vermeintlich Spannendes entdeckt, folgen 2 Sekunden der Neugierde, die zu 2 Minuten des Interesses erwachsen können.

Es scheint also von Bedeutung zu sein, als Museum in die Magie der Szenografie zu investieren und tief in die Trickkiste der Lernpsychologie zu greifen. Es braucht Geschichten, Emotionen – einen Flow, wie ihn aus meiner Sicht nur das Museum als einzigartige Lernumgebung schaffen kann. Und es braucht die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Szenografie und Didaktik.

Wertschätzung und Demut

Bei all dem Übermut, den Erlebnissen und den vielen technischen Möglichkeiten schlug die Tagung auch nachhaltige, leisere Töne an. Es ist die Besinnung auf partnerschaftliche Zusammenarbeit, die gegenseitige Wertschätzung in der Szenografie und in der Zusammenarbeit mit Museen. Vor allem ist es auch eine Wertschätzung für die Menschen, denen die Szenografie dient: den Besuchenden. Und das Annehmen ihrer Rezeption und ihres vielleicht nur in Millisekunden gefällten Urteils.

Dieser Zweiklang aus Demut und Übermut ist es, der bei mir ganz besonders hängen bleibt und den ich mir von den drei Tagen voll mit Wissen und Inspiration für meine eigene Arbeit mitnehme.



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